
Beschaffung & Abfall
Die Zahlen sind enorm: Knapp 21.000 Mitarbeitende kümmern sich an der Charité unter anderem um 800.000 zu behandelnde Personen im Jahr. Sie versorgen Menschen mit einer Erkrankung, forschen, lehren und halten den Betrieb am Laufen. Kein Wunder, dass dabei etwa 10.000 Tonnen Abfall pro Jahr entstehen. Anders gesagt: Jeden Tag produziert die Charité Müll mit dem Gewicht von fünf Elefanten.
Bei einer solchen Menge muss es einerseits darum gehen, den Recyclingprozess optimal zu gestalten. Ein ebenso wichtiger Fokus liegt darauf, möglichst wenig Abfall entstehen zu lassen. Deshalb überdenken wir kontinuierlich unsere Beschaffungsprozesse entlang der gesamten Lieferkette.
Wir sind uns unserer Verantwortung für Umwelt und Klima bewusst und versuchen, so viel wie möglich zu recyceln: 87 Prozent des Abfalls können bereits jetzt weiterverwertet werden. Mit konkreten Maßnahmen wollen wir hier noch besser werden: Die Mülltrennung nach einem Farbleitsystem ist seit Jahren etabliert und wird kontinuierlich ausgebaut. Im Jahr 2022 haben wir mit zentralen Sammelstellen für die Abfalltrennung gestartet.
Sie befinden sich hier:

Papierverbrauch um ein Viertel gesenkt
Der beste Müll ist immer noch der, der gar nicht erst entsteht. Auch hier machen wir große Fortschritte: So konnten wir die Menge an verwendetem Kopierpapier von 2017 bis 2021 um fast ein Viertel reduzieren. Pandemiebedingt haben sich viele Mitarbeitende an die Nutzung digitaler Tools gewöhnt, was den Papierverbrauch dauerhaft senken wird. Auch die breite Umstellung auf Recyclingpapier treiben wir voran. Natürlich werden an der Charité auch unzählige medizinische Produkte (Handschuhe, Spritzen, Hygienepapiere, Reinigungs- und Desinfektionsmittel et cetera) sowie diverse Chemikalien für Forschung und Diagnostik verwendet. Aktuell analysieren wir diese Waren hinsichtlich ihrer CO2-Emissionen, um bei ihrer Beschaffung in Zukunft ökologisch sinnvoller zu agieren.

Unsere Bekleidung trägt den Grünen Knopf
Wir achten bei der Beschaffung unserer Textilien auf die Zertifizierung nach nachhaltigen Standards und setzen zu 100 Prozent Textilien ein, die dem Siegel des Grüner Knopfes entsprechen. Dieses garantiert, dass die Produkte zu menschenwürdigen und ökologisch verträglichen Bedingungen hergestellt wurden. Innerhalb unserer Vergabeprozesse ist der Grüne Knopf bereits als hinreichende Bedingung etabliert. Wir sehen hier einen starken Hebel in Richtung Nachhaltigkeit innerhalb der gesamten Krankenversorgung.
2022 haben wir mit der Implementierung der neuen Bekleidung für Mitarbeitende begonnen. Unser innovatives Bekleidungskonzept berücksichtigt sozial und ökologisch verträgliche Komponenten. Die neue Dienst- und Bereichkleidung setzt auf Tencel-Gewebe aus nachhaltiger deutscher und österreichischer Forstwirtschaft anstatt Baumwolle. Vom Rohstoff über die Herstellung der Faser bis zur Fertigung der Kleidung möchten wir die Produktions- und Lieferwege gering halten. Dabei behält die Bekleidung ihre Funktionalität mit einem angenehmen und verbesserten Tragekomfort.

Nachhaltig auch in der Mittagspause
Nachdem während der Pandemie aufgrund von Hygieneauflagen in Cafeterien und Mensen wieder Einwegmaterialien ausgegeben werden mussten, arbeiten wir intensiv daran, flächendeckend zum Mehrweg-System zurückzukehren. Mitarbeitende wie Patient:innen animieren wir dazu, auf Einweggeschirr zu verzichten und ihr eigenes Mehrweggeschirr zu nutzen. darüber hinaus bieten wir unseren Mitarbeitenden an allen Campus ein pfandloses Mehrwegsystem an, um auf Einwegmaterialien gänzlich verzichten zu können. Doch wir denken auch über die Lebensmittel selbst nach. Schließlich ist deren Produktion – insbesondere tierischen Ursprungs – weltweit für ein Drittel aller Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Folgerichtig setzen auch wir zunehmend auf fleischlose und pflanzliche Lebensmittel sowie weniger Milchprodukte. Das tut nicht nur unserer Gesundheit gut, sondern lohnt sich auch fürs Klima: Immerhin werden an der Charité Tag für Tag rund 4.500 Mahlzeiten verzehrt!

Die Charité isst regional – und lässt fast nichts übrig
Wir halten Versorgungs- und Produktionsketten kurz, denn die Umwelt- und Klimabilanz von Lebensmitteln entscheidet sich auch danach, wo und wie die Produkte angebaut, transportiert und verpackt werden. Unser Motto: "Charité isst regional!" Wir beziehen unsere Lebensmittel aus einem Umkreis von maximal 250 Kilometern und arbeiten mit Partnern zusammen deren Gewächshäuser vor den Toren Berlins stehen. Unsere Tochterfirma CFM achtet auch bei ihrem Versorgungskonzept verstärkt auf Nachhaltigkeit – ebenso wie auf ein gesundes, frisches Angebot, selbst gekocht in unserer Produktionsküche mit geringem Anteil an Convenience-Produkten und ohne Zusatz von Zusatzstoffen.
Wo gegessen wird, bleibt etwas übrig – das werden auch wir nicht ändern. Doch wir wollen die Speiseabfälle an unseren Standorten weiter reduzieren. Entsprechend haben wir die "Grundsatzvereinbarung zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen in der Außer-Haus-Verpflegung" unterzeichnet und beteiligen uns an der "Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung" vom Bundesernährungsministerium.
Im Zeitraum von Februar bis Oktober 2022 konnten wir innerhalb der PatientInnen-Versorgung 20 Prozent und innerhalb der Mitarbeitenden-Versorgung 50 Prozent der Lebensmittelabfälle reduzieren. Das bedeutet eine Einsparung von 85 Tonnen, 216 Tonnen CO2, 3,6 Millionen Liter Wasser und 142.151 m2 Anbaufläche.
Für unseren Beitrag haben wir die Auszeichnung der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung im Auftrag vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erhalten.
Systematische und transparente Abfallerfassung zeigt Potentiale auf
Durch die Auswertung der Daten, die wir aus den Messungen unseres Abfallaufkommens gewinnen konnten, haben wir pragmatische Lösungsansätze entwickelt, die bereits in kurzer Zeit große Wirkung zeigen konnten.
Unter anderem wurden Tablettrückläufe - differenziert nach Frühstück, Mittagessen, Abendbrot und verpackter Ware, gewogen, um Rückschlüsse auf überschüssige Komponenten und Überproduktion zu treffen. Aus den gewonnen Erkenntnissen konnten wir unseren Lebensmitteleinkauf nachregulieren.
Mit Blick auf die Zukunft planen wir in 2023 mit einer PatientInnen-App, die die passgenaue Verpflegung und selbstständige Steurung über mobile Endgeräte durch die PatienInnen ermöglichen soll. Auch die Anpassung gewünschter Portionsgrößen soll dadurch ermöglicht werden.
Darüber hinaus möchten wir verstärkt auf den Einsatz von Buffetwagen setzen, die bereits in den Wochenbettstationen und der Psychiatrie zum Einsatz kommen. Einige Stationen setzen diese bereits für Frühstück und Abendessen ein. Die Buffetwagen ermöglichen den PatientInnen eine individuelle Zusammenstellung ihrer Verpflegung. PatientInnen, die nicht selbstständig zu den Buffetwagen gelangen können, werden von unseren Servicekräften unterstützt.
Im Bereich unserer Mitarbeitenden-Verpflegung setzen wir auf die Auswertung der Verkaufszahlen. Wir beobachten je Standort wann, wieviel und welche Speiseangebote nachgefragt wurden und passen das Angebot demnach an.
Wir haben uns auf den Weg gemacht einen Beitrag zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen zu leisten und werden unsere Prozesse weiterhin beobachten, um sowohl ökonomische als als ökologische Potentiale auszuschöpfen.
Was funktioniert, wird weiterverwendet – von Pipette bis Spülmaschine
Kontinuierlich sensibilisieren wir unsere Mitarbeitenden durch Schulungen, Infomaterialien oder Aktionen wie die Abfallvermeidungswochen für verantwortungsbewusstes Handeln. Persönliche Ansprechpartner stehen ihnen für Fragen rund um das Thema Ressourcenschonung und Recycling zur Verfügung. In abteilungsübergreifenden Börsen werden gebrauchte, aber funktionsfähige Gegenstände weitergegeben – von der Pipette bis zur Spülmaschine. Als weiterer Anreiz wurde die Aktion "Klimaretter – Lebensretter" initiiert: Monatlich werden die aktivsten Klimaschützer:innen der Charité gekürt und erhalten attraktive Preise wie Mobilitätsgutscheine, die unter anderem an den Mobilitäts-Hubs der Charité-Standorte eingesetzt werden können – was wiederum gut fürs Klima ist!